Nachtrag April 2016:
Seit Veröffentlichung des Artikels hat sich auf dem Rekordermarkt einiges getan, deshalb gibt es hier ein paar aktualisierte Informationen:
Das Olympus LS-3, LS-5, LS-10 und LS-11 sind nicht mehr neu erhätlich und nur spärlich auf dem Gebrauchtmarkt vertreten. Olympus hat mehrere Nachfolger für die oben genannten Geräte: LS-12 & LS-14, sowie jüngst LS-P1 und LS-P2. Die beiden erstgenannten Geräte haben wir damals empfohlen in der Annahme, dass die Qualität den älteren Geräten entspricht. Mittlerweile hat sich aber gezeigt, dass diese Geräte mehr für den Musikmarkt gedacht sind und aufgrund ihres niedrigen Aufnahmepegels für Vogelstimmen weniger geeignet sind. Die beiden neuen Geräte Olympus LS-P1 und LS-P2 können als Nachfolger des LS-3 angesehen werden; sie behalten die kleine Größe bei (sind sogar noch etwas kleiner und kommen mit nur einer AAA-Zelle aus) und haben ähnliche Spezifikationen. Die Tonqualität der internen Mikrofone scheint laut ersten Tests sehr gut zu sein. Für externe Mikrofone sind sie hingegen weniger gut geeignet, da der interne Vorverstärker deutlich schwächer geworden ist (siehe avisoft Rekordertest).
Das Zoom H1 wurde überarbeitet und ist in Version 2 erschienen. Das Mikrofon kann nun auch als USB-Mikrofon genutzt werden. Ansonsten hat sich nichts geändert.
Das Sony PCM-M10 ist weiterhin erhältlich und bleibt eine Empfehlung wert.
Neu auf dem Markt ist das Zoom H5, eines der günstigeren Geräte mit XLR-Anschlüssen, das gleichzeitig noch halbwegs handlich ist.
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Hört man einen unbekannten Ruf, versucht man angestrengt, sich ihn einzuprägen um ihn zuhause mit Tonaufnahmen zu vergleichen. Leider ist meist der genaue Klang oder die Tonhöhe bis dahin vergessen. Andere Arten sind am Gehör nur schwer zu unterscheiden, im Sonagramm lassen sich die Unterschiede schnell erkennen – z.B. Waldpieper oder Kreuzschnäbel. In all diesen Fällen kann ein Tonaufnahmegerät Abhilfe schaffen. Dieser Artikel soll eine Übersicht geben, welche Tonaufnahmegeräte für Vogelbeobachter zum Belegen ihrer Beobachtungen gut geeignet sind.
Gelbbrauen-Laubsänger, Rufe, 27.09.2012, Helgoland SH © J. Honold. Die Aufnahme entstand nach Sonnenuntergang bei leichtem Regen, an Fotos war nicht zu denken. Der Vogel war im dichten Gebüsch nicht zu sehen, rief aber anhaltend.
Dafür eignen sich vor allem digitale Handrecorder: Sie stellen einen guten Kompromiss zwischen Tonqualität und Mobilität dar. Zudem sind sie erschwinglich und leicht zu bedienen. Die Aufnahmen lassen sich unkompliziert auf den Computer übertragen, archivieren und bearbeiten.
Viele Geräte bieten heute „Pre-recording“: Dabei nimmt das Gerät ununterbrochen in einen Zwischenspeicher auf, speichert aber immer nur die letzten Sekunden. Drückt man den Aufnahmeknopf, so sind die letzten Sekunden vor Drücken des Knopfes auf der Aufnahme. In der Praxis kann man die Aufnahme starten, nachdem der Vogel gerufen hat und er ist trotzdem auf Band!
Für alle Handrecorder ist wichtig, dass man zusätzlich einen Windschutz (auch Windfell genannt) kauft; die mitgelieferten aus Schaumstoff sind gegen Wind nahezu nutzlos. Im Internet kann man für jedes Gerät einen passenden Windschutz finden. Die Preise für dieses kleine Teil sind sehr hoch. Windfelle gibt es z.B. hier.
Das Olympus LS-3 mit Windschutz. © J. Honold
Man sollte sich jedoch keine Illusionen machen: Richtig gute Tonaufnahmen zu machen ist genauso schwierig wie richtig gute Fotos. Für die Bestimmung reicht es jedoch fast immer.
Olympus LS-3
Wir haben beide das LS-3. Es ist klein (kaum größer als ein Handy), leicht, hat ein robustes Metallgehäuse und bietet 2 Sekunden Pre-recording. Die Tonqualität ist gut, die Mikrofone sind leicht gerichtet und können per Software noch stärker gerichtet werden. Das Gerät wird mit 2 AAA-Batterien oder Akkus betrieben und kann damit über 30 bzw. über 20 Stunden aufnehmen. Der interne Speicher ist 4GB groß und kann mit einer microSD-Karte von bis zu 16GB Größe erweitert werden. Das LS-3 wird einfach mittels USB-Kabel an den PC angeschlossen und kann dabei auch aufgeladen werden. Auf der Rückseite des Geräts befindet sich ein Lautsprecher, mit dem man gut die eigenen Aufnahmen abhören oder Vergleichsaufnahmen abspielen kann. Preis: ~170€
Das Olympus LS-3. Durch Drücken des roten REC-Knopfes wird das Gerät in den Aufnahmemodus versetzt und startet das Pre-Recording, erneutes Drücken startet die Aufnahme. © J. Honold
Alternativ gibt es von Olympus folgende Geräte: LS-5, LS-10, LS-11, LS-12 und LS-14: Diese sind alle etwas größer und haben eine dem LS-3 sehr ähnliche Tonqualität. Abgesehen von LS-12 und LS-14 bieten sie kein Pre-recording.
Hier sind unsere Einstellungen für das LS-3 zu finden, die sich größtenteils auch auf die anderen Geräte übertragen lassen.
Sony PCM M-10
Das Sony ist ebenfalls handlich, aber deutlich größer als das LS-3. Das Gehäuse ist aus Kunststoff und Metall und gut verarbeitet. Im Gegensatz zum LS-3 nutzt das Sony Omni-Mikrofone. Dadurch kann es sehr rauscharm aufnehmen und ist weniger windempfindlich. Nachteilig wirkt sich das auf das Stereobild aus. Das M10 bietet sogar eine Pre-recording-Funktion mit 5 sek. Puffer! Die Batterielaufzeit beträgt 43 Stunden. Der eingebaute Lautsprecher ist wohl recht leise. Preis: ~200€
Zoom H1
Das Zoom H1 ist das günstigste der drei Geräte (~90€). Die Tonqualität ist gut, der niedrigere Preis macht sich aber bemerkbar: das Gehäuse ist ganz aus Kunststoff, etwas größer und weniger robust. Pre-recording hat dieses Gerät nicht. Laut einigen Käufern zieht das Gerät auch ausgeschaltet die Batterien leer.
Remembird
Remembird ist ein speziell für Vogelbeobachter entwickeltes Aufnahmegerät. Das Gerät kann zwischen den beiden Objektiven von Ferngläsern montiert werden. Die Aufnahme kann so während dem Beobachten gestartet werden. Es hat 8 Sekunden Pre-recording! Zusätzlich ist ein zweites Mikrofon eingebaut, das für Notizen gedacht ist. Aufnahmen sind nur im MP3-Format möglich. Das Gerät hat kein Display, die Navigation durch Aufnahmen ist damit nicht so einfach wie bei den anderen Geräten. Remembird wird nicht mehr vom Hersteller verkauft, evtl. findet man aber noch gebrauchte Geräte oder Restbestände bei anderen Händlern (dabei beachten, dass es zwei Versionen gibt!).
LS-3 |
M10 |
H1 |
Remembird |
|
Größe in cm |
11,2×4,0x1,6 |
11,4×6,2×2,2 |
13,6×4,4×3,1 |
aaaaaaaaa |
Gewicht inkl. Batterien |
90g |
187g |
87g |
50g |
Batterielaufzeit (Std.) |
20-30h |
43h |
10h |
|
Pre-Recording |
2s |
5s |
– |
8s |
Preis |
~170€ |
~200€ |
~90€ |
Weitere Aufnahmegeräte
Wer nur sehr selten Tonaufnahmen macht, kann auch das Mikrofon des Smartphones nutzen. Die Qualität hängt hier stark vom Modell ab. Viele neue Kameras haben gute Mikrofone eingebaut, um im Video-Modus gute Tonqualität zu liefern. Mit diversen Programmen kann man die Tonspur aus dem Video entnehmen (z.B. mit dem kostenlosen Freemake Video Converter). Bei günstigen Diktiergeräten sollte man vorsichtig sein, sie sind oft auf das Aufnehmen von menschlichen Stimmen optimiert und geben höhere Frequenzen nicht richtig wieder.
Was muss ich beim Aufnehmen beachten?
Der erste Reflex beim Aufnehmen ist anfangs das Tonaufnahmegerät mit ausgestreckter Hand auf den Geräuschurheber zu richten. Das ist jedoch das schlechteste, was man machen kann.
Wind ist das größte Problem bei Tonaufnahmen. Schon ein kaum spürbarer Hauch ist in der Aufnahme zu hören. Richtet man das Aufnahmegerät mit ausgestreckter Hand darauf, exponiert man es der vollen Kraft des Windes. Besser ist es, die Jacke aufzumachen und dahinter das Tonaufnahmegerät vor dem Wind zu schützen. Alternativ kann man sich im 90° Winkel zum Wind stellen und das Gerät hinter sich schützen oder in die Knie und damit in Bodennähe gehen. Dort ist der Wind ebenfalls schwächer.
Sehr wichtig ist, das Gerät in der Hand nicht zu bewegen. Jede Bewegung wird laut auf der Aufnahme zu hören sein. Auch Jackenrascheln, Schritte oder Atemgeräusche sind unbedingt zu vermeiden.
Wie bekomme ich gute Tonaufnahmen?
Ist nun meine Aufnahme schlecht, weil der Vogel nur leise zu hören ist? Das ist nicht der Fall. Lautstärke ist bei einer Aufnahme immer relativ zum Rauschen zu verstehen. Jedes Mikrofon hat ein gewisses Eigenrauschen. Dazu kommen noch störende Umgebungsgeräusche. Eine Aufnahme lässt sich ohne Probleme am Computer verstärken, allerdings werden dabei auch das Rauschen und die Störgeräusche verstärkt. Wie kann man das vermeiden? Es gibt zwei Schlüssel zum Erfolg:
- man benötigt einen Platz ohne Störgeräusche! Autos, Wind, eine Bahn in der Ferne oder Flugzeuge – alles ist in der Aufnahme später überdeutlich zu hören! Oft fällt erst später auf, was im Hintergrund alles vor sich ging…
- man muss näher an den Vogel ran. Die Lautstärke halbiert sich mit doppelter Entfernung. Eine Annäherung verbessert das Signal zu Rausch-Verhältnis also deutlich.
Externe Mikrofone
Wem die Qualität der eingebauten Mikrofone nicht reicht, der kann externe Mikrofone anschließen. Zwei von Ornithologen gern verwendete Varianten sind Richtrohrmikrofone und Parabolspiegel.
- Richtrohrmikrofone: Bei diesem Mikrofontyp werden von der Seite kommende Geräusche bauartbedingt schwächer/nicht aufgenommen, während Geräusche von vorn unverändert bleiben. Dadurch entsteht eine Richtcharakteristik – es werden aber nur Umgebungsgeräusche gedämpft, das Signal wird nicht verstärkt. Ein oft verwendetes Modell ist das Sennheiser ME66 mit K6-Speiseadapter, das zudem noch ein geringeres Eigenrauschen als die Mikrofone der meisten Handrecorder hat.
- Parabolspiegel: Dieser reflektiert die Schallwellen und konzentriert sie auf einen Punkt – das Mikrofon. Dadurch wird das Signal deutlich verstärkt. Die Verstärkung ist sehr stark richtungsabhängig, d.h. man muss genau zielen. Diese große Verstärkung mit gleichzeitig hoher Richtungsabhängigkeit hat zur Folge, dass der Ruf/Gesang stark isoliert wird und gegenüber den Umgebungsgeräuschen hervortritt. Nachteilig ist die Größe – für spontane Aufnahmen ist er sicher nicht geeignet. Die schwedische Marke Telinga ist bekannt für ihre Mikrofone und Parabolspiegel, die sich zum einfacheren Transport rollen lassen.
Kohlmeise, Rufe, Eriskircher Ried FN, 03.01.2013, © R. Martin. Vergleich von Aufnahmen mit und ohne Parabolspiegel. In der Aufnahme mit Parabolspiegel klingt die Kohlmeise deutlich näher, was sich auch im Sonagramm widerspiegelt (bitte aufs Bild klicken!).
Auch für Stimmungsaufnahmen gibt es externe Mikrofone, die in Verbindung mit speziellen Gehäusen oder in bestimmten Anordnungen einen möglichst natürlichen Höreindruck (=Ohr) erzeugen. Die Auswahl dafür ist groß, daher gehen wir nicht genauer darauf ein. Wer sich intensiver mit Tonaufnahmen befassen möchte, sollte sich in der YahooGroup Naturerecordists (englisch) anmelden oder deren Archiv durchsuchen. Weitere Informationen gibt es auch in der Fachgruppe „Bioakustik in der Feldornithologie“ der DO-G.
Abschließend noch ein Tipp: Es lohnt sich, Aufnahmen mit einem guten Kopfhörer anzuhören! Stereoeindruck und Tonwiedergabe sind deutlich besser als mit kleinen Ohrstöpseln oder Notebook-Boxen. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet z.B. der Superlux HD-668B.
Viel Spaß beim Aufnehmen!